Wiprecht II. zum 900.Todestag: Eine Rezeptionsgeschichte

Wiprecht (um 1050 – 1124) war Graf von Groitzsch und Markgraf der Lausitz und von Meißen. Seine politische und militärische Karriere stand im Spannungsfeld zwischen Kaisertum und Papsttum. Während des Investiturstreites gehörte er zu den Anhängern Kaisers Heinrich IV. und reiste mit diesem nach Rom.

Seine Territoritalpolitik, die Ansiedlung fränkischer Siedler in seinem Herrschaftsgebiet und seine umfangreichen Stiftungen und Bautätigkeiten prägten die Geschichte des Osterlandes und der Oberlausitz nachhaltig.

Am 22. Mai 2024 jährt sich sein Todestag zum 900. Mal. Dieser für den mitteldeutschen Raum bedeutende Reichsfürst inspirierte auch künstlerische Darstellungen und literarische Werke, die seine Gestalt und sein Vermächtnis bis in die heutige Zeit prägen.

Mittelalterliche Überlieferung

Brakteat, Silber, Dm. 22 mm

Münzherr: Wiprecht

Datierung: 1117 – 1124

Münzschatz von Gerstenberg, Altenburger Land

Verbleib: UB Leipzig

Annales Pegavienses, die Pegauer Annalen: Über die historische Person Wiprechts ist nur wenig bekannt. Was wir wissen beruht vor allem auf den Gesta Wigperti (Taten Wiprechts), dem erste Teil der Pegauer Annalen. Ein Mönch des Pegauer Jakobskloster verfasste sie um 1149, nur 25 Jahre nach Wiprechts Tod. Sie enthalten eine Gründungsgeschichte des Klosters Pegau und die Lebensbeschreibung Wiprechts II. bis zu dessen Tod im Jahr 1124.

Die Handschrift (Ms 1325) befindet sich heute in der UB Leipzig. Hierher gelangte sie 1854 nach einem Irrweg über die Pegauer Kirchenbibliothek und Königl. Bibliothek zu Berlin aus dem säkularisierten Kloster Pegau.

Neben dieser Handschrift gibt es zwei jüngere Abschriften, eine in einer Sammelhandschrift aus dem 15. Jh. in der Sächsischen Landesbibliothek (Mscr.Dresd.J.49) und eine weitere in einer Sammelhandschrift aus dem 16. Jh. in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel (Cod. Guelf. 76.30 Aug. 2).

Auf einer Abschrift des italienischen Humanisten Giovanni Garzoni (1419-1505) beruht die erste gedruckte Edition des Werkes: Historia de vita et rebus gestis Viperti, marchionis Lusatiae, Burggrafii Magdeburgensis, Comitis Groicensis, auctore Monacho Pegaviensi, Francofurti 1580.

Neben den Gesta Wigberti ist nur wenig weiteres zu Wiprecht überliefert:

De fundatoribus et benefactoribus ecclesiae Pegaviensis:

Über die Gründer und Wohltäter der Pegauer Kirche (dt.) ist eine Darstellung über die Art, wie im Kloster Pegau das Gedächtnis an den Stifter Wiprecht und an die Äbte des Klosters liturgisch begangen wird. Das um 1400 verfasste Werk ist in einer Sammelhandschrift der UB Leipzig (Ms. 848, 86v) erhalten.

In derselben Sammelhandschrift (Ms. 848, 94r-114v) ist außerdem der Nekrolog, d.h. das Totenverzeichnis, des Klosters Pegau und gedruckt im 2. Band der Edition Menckes (1728) überliefert, in dem alle Tage aufgeführt sind, an denen an Wiprecht und die Mitgliedern seiner Familie gedacht wurden.

Eintrag für Wiprecht im Pegauer Nekrolog, 102r

Übersetzung: An den 11. Kalenden [des Juni] im Jahre des Herren 1124 verstarb Wiprecht Markgraf, ein Mönch unseres Konvents

Frühneuzeitliche Rezeption

Im 16. Jh. wurden die Gesta Wigberti mehrfach ins Volksdeutsche übersetzt. Wiprecht galt als Vorbild für einen Herrscher, der sich von einem Haudegen und Schlächter zu einem frommen und weisen Herrscher wandelte.

Die älteste Übersetzung stammt von dem Altenburger Kanoniker Alexius Crosner und ist reich mit Holzschnitten bebildert.

Weitere frühe Übersetzungen ins Volksdeutsche:

  • Ernst Brotuf, Historia Gantz lustig zu lesen/ von dem Tewren Kriegshelden/ Hochberuempten Fuersten … Herrn Wiprecht. Leipzig 1556.
  • Reiner Reineck, Chronica Von dem löblichen, Thewren Helde, Graff Wiprechten zu Gröitzsch in Meissen, folgents Marggraffen zu Lausitz und Burggraffen zu Magdeburg etc. : Jtem, Ein ander Chronica, Von des Durchleuchtigen Hochgebornen Fuersten vnd Herrn, Herrn Friederichen Landgrauen in Doeringen, Marggrauen zu Meissen etc. Dieses Namens des ersten … thaten, durch Johan Garzon von Bononien der Artzney Doctor, im Latein beschriben, Folgends aber verdeutschet vnd in zwey Buecher abgetheilet.

Die Übersetzungen von Crosner und Brotuf benutzten als Quelle das Original der Annalen aus Pegau, damals in der Pegauer Kirchenbibliothek. Im Gegensatz dazu beruft sich Reineck ausdrücklich auf die Edition von Garzoni, die kurz zuvor gedruckt erschienen war.

Erste Wissenschaftliche Bearbeitungen

Dramen und belletristische Werke

Friedrich Christian Schlenkert (* 1757 Dresden; † 16.06.1826 Tharandt) war Verfasser zahlreicher Ritterromane und historischer Dramen.

Sein Drama Graf Wiprecht von Groizsch – Ein National-Schauspiel erschien 1790 in mehreren Ausgaben.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die Brautwerbung Wiprechts am böhmischen Hof.

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